Quelle: FLVW-Kreis Lüdenscheid
Bernd Mai (r.) konnte das Zertifikat persönlich vom DFB-Chef-Ausbilder Wolfgang Möbius entgegennehmen
„Mit der Fußball-Europameisterschaft 2024 im eigenen Land ist mit starkem Zug in die Sportvereine zu rechnen, darauf gilt es vorbereitet zu sein“. Mit diesen Worten schloss DFB-Ausbilder Wolfgang Möbius das letzte Modul im Thüringischen Bad Blankenburg ab. Die Warteschlange der Verbände, geeignete Ausbilder zu schicken war lang. Bernd Mai und Norbert Iwannek aus dem Kreis Lüdenscheid waren die Absolventen des Fußball-Kreises Lüdenscheid. Bernd Mai konnte erfolgreich das Zertifikat am vergangenen Samstag (18. November 2023) persönlich vom DFB-Chef-Ausbilder Wolfgang Möbius entgegennehmen.
Es wird mehr fußballbegeisterte Jugendliche geben, die in die Vereine strömen werden. Genug qualifizierte Trainer und Trainer zu finden, wird die Vereine vor große Probleme stellen. Aus diesem Grunde ist das Kinder-Trainer-Zertifikat in den vergangenen Monaten aus der Taufe gehoben worden. Niederschwellig richtet sich das Angebot der Verbände an Interessierte, die junge Menschen in der dynamischen Sportart Fußball begleiten möchten. „Wir haben in erster Linie sportaffine Eltern, Jugendliche aber auch ehemalige Aktive im Blick, die das Fußballspiel lieben und an die nächste Generation weitergeben möchten. Für manch einen ist es sogar die erste Stufe auf der Trainertreppe des DFB.“, so die Worte von Koordinator Qualifizierung/Talentsichtung und Förderung des Fußballkreises Lüdenscheid Norbert Iwannek, der zusammen mit Bernd Mai das Modul „Sozialkompetenz“ in Thüringen besuchte.Norbert Iwannek fehlt das Modul Medienkompetenz, um das Ausbilder-Zertifikat ebenfalls erfolgreich abzuschließen. Da dieses Modul nur einmal im Jahr vom DFB angeboten wird, soll im September nächsten Jahres auch für ihn der krönende Abschluss sein.
70 Lerneinheiten mit folgenden Kompetenzbereichen führten zur Qualifikation der DFB-Ausbilder-Urkunde:
Methodenkompetenz (15 LE)
Die Trainerausbildung wurde stark modifiziert. Früher war es der Trainer oder der Verbandsportlehrer, der sagte: „So müsst ihr das machen, oder: „Nur so geht´s“. Die Ausbildung heute ist sehr viel mehr auf die Stärken und das Entwicklungspotentiale ausgerichtet, die die Teilnehmenden mitbringen. Früher waren die Prüfungen sehr angstbehaftet. Heute ist die Ausbildung sehr viel stärker auf die Entwicklung der Trainer und auf das ausgerichtet, was in der Anwendung deutlich wird. Im späteren Trainerdasein kommt die gute Ausbildung in sportlicher, aber auch persönlicher Hinsicht in der Entwicklung der Kinder zum Tragen.Ehrenamt mit dem Beruf zu vereinbaren, wird immer schwieriger. Deshalb sind die Lehrgänge, die zu den Trainerlizenzen führen, sehr stark auf E-Learning ausgerichtet. Online-Phasen wechseln sich mit Präsenzphasen ab, die von den Teilnehmenden intensiv vorbereitet werden müssen.
Medienkompetenz (30 LE)
Durch den Zugriff auf gute Werkzeuge, auch Tools genannt, wurde in den Lehrgängen deutlich, wie die reformierte Trainerausbildung funktioniert. Der DFB hat sich mit Blick auf das früheste Fußballalter auf neue Spiel- und Wettkampfformen verständigt. Diese haben ein vorrangiges Ziel: Viele, viele Ballkontakte in jeder Trainingseinheit und viele Torschüsse in jeder Übung und in jedem Wettkampf. Die meisten der Zertifikatsteilnehmenden konnten in den vergangenen Wochen bereits Erfahrungen sammeln: Die DFB-Lehrkräfte haben sehr gute Rückmeldungen erhalten, was das von DFB-Direktor Hannes Wolf initiierte Reformprojekt im Jugendbereich betrifft. Im Nachwuchs-, Trainings- und Entwicklungsbereich propagiert Hannes Wolf die neuen Spiel- und Wettkampfformen. Jeder Spieltag wird zu einem Fußballturnier und zu einem Festival. Der Torerfolg, das intensive Erleben von Sieg- und Niederlagen steht im Fokus. Weniger die taktischen Ansagen und Zurufe der Expertinnen und Experten am Fußballrand, die mitunter wie Hagelkörner auf die 6-11-jährigen zukünftigen Fußballtalente einprasseln.Sozialkompetenz (15 LE)
„Wir waren beeindruckt von der Vielfalt und der Expertise der Module“, so Bernd Mai und Norbert Iwannek „Die Teilnehmenden kamen aus allen Teilen Deutschlands. Das war nicht nur an der Mundart abzulesen. So erfuhren wir, was unter dem „Obst der Woche“ zu verstehen ist. Schiedsrichter, die ebenfalls an den Modulen partizipierten, verstehen darunter Personen, die sich durch Fehltritte dem Gespött der Kameraden ausgesetzt hatten und so zum „Fallobst der Woche“ wurden. Wenn aber Dozenten und Personalentwickler zu Worte kamen, so konnte aus deren Erfahrungsreichtum irre profitiert werden.“ Besonders gut haben mir aber auch immer die Fußballbegegnungen gefallen, die am Abend stattfanden. So Bernd Mai, einfach Fußball spielen: Da wurde jedem bewusst, was diese Sportart nach wie vor für eine Zugkraft hat. Manche ein Teilnehmer stammte aus dem Profikader und kann auch heute im fortgeschrittenen Alter noch ein Zeugnis seines Könnens am Ball zeigen.„Am meisten hat mich der Modul-Schwerpunkt „Wertevermittlung“ beeinflusst. Gerade in der heutigen Zeiten kommt die Vermittlung von Werten im und durch Sport eine große Bedeutung zu“ ist Bernd Mai von der Konzeption der DFB-Maßnahme mit Blick auf zukünftige Herausforderungen überzeugt.
Zur Person (Kurzform):
Bernd Mai. geb. am 05.06.1962 in Bremen (Lieblingsverein SV Werder Bremen)Vereinszugehörigkeit: SC Lüdenscheid 1998 e. V.
Trainerqualifikation: DFB A-Lizenz-Inhaber
Höchste Spielklasse: Verbandsliga Bremen (Vierthöchste Spielklasse) 1989 – 1992 im Sportverein Aumund Vegesack (SAV)
Position: Defensives Mittelfeld
Portrait
Beruflich hat es mich aus Bremen als Lehrer ins Sauerland nach Lüdenscheid verschlagen. Mittlerweile lebe ich länger in der Bergstadt als in der norddeutschen Hansestadt, in der ich einige Jahre in der Verbandsliga gespielt habe. Damals gab es noch keine Dritte Liga und noch keine Regionalliga. Nach der Oberliga war die Verbandsliga damals die vierthöchste Spielklasse. Gespielt wurde ausschließlich auf Naturrasen, den gab es in Lüdenscheid nur im Nattenberg-Stadion.Erst mit der Einführung von Kunstrasenplätzen konnte ich mich mit der hiesigen Fußballphilosophie anfreunden. Im Sportstudium hatte ich in Münster die B-Lizenz erworben. Die Sportspielvermittlung, das hat mich interessiert und gleichzeitig motiviert, mich für die A-Lizenz anzumelden. Diese habe ich bis heute durch Fortbildungen am Leben gehalten.
Über meinen Sohn bin ich zum SC Lüdenscheid gekommen, und ich habe dann als Coach versucht, meine Erfahrungen und mein Wissen in die Trainingseinheiten einfließen zu lassen.
Ziele: Wichtig ist mir, dass junge Talente nicht weit fahren müssen, um eine gute fußballerische Ausbildung zu bekommen. Gerade zu Corona-Zeiten und mit der Sperrung der A45 wurde es immer schwieriger für die jungen Sportler, schulische Anforderungen auf der einen Seite und sportliche Ambitionen unter einen Hut zu bekommen. Somit ist es immer gut, wenn dich nicht schon der Weg zu deiner geliebten Sportstätte killt.
Sport und Schule zu meistern, stellt für viele Jugendliche eine große Hürde dar. Bleibt eines von beiden auf der Strecke, dann gibt es schwere Brüche in der Entwicklung von jungen Menschen. Diese Brüche gilt es zu verhindern.
Ich wünsche mir, dass sich die Jugendlichen auch in den Heimatvereinen verbessern können, so dass sie irgendwann einmal, wenn sie aus Lüdenscheid berufs- oder ausbildungsbedingt wegziehen, durch den Fußball schnell soziale Kontakte finden. Vielleicht gelingt es dem einen oder anderen sogar, seine Leidenschaft mit etwas Gehalt, z. B. als Vertragsamateur in einer höherklassigen Mannschaft, aufzupolieren. Aus Erfahrung weiß ich, dass es freudvoller ist, sein Studium eher mit dem Hobby zu finanzieren als mit kräftezehrenden Wochenendschichten.