Frank Schwarzelühr (auf dem Titelbild in der Mitte) ist ein erfahrener Schiedsrichter und Staffelleiter in unserem Fußballkreis Lüdenscheid und engagiert sich seit über 33 Jahren mit großer Leidenschaft für den Amateurfußball. Im Interview sprechen wir mit ihm über seinen typischen Sonntag und seine schönsten Erinnerungen als Schiedsrichter.
Du bist im Fußballkreis Lüdenscheid als langjähriger Schiedsrichter und als Staffelleiter bekannt. Was empfindest du, wenn du dir überlegst, dass in deiner Kreisliga A in dieser Saison so viele große Namen – etwa Rot-Weiß Lüdenscheid, der SC Lüdenscheid oder die FSV Werdohl – spielen?
Frank: Als Funktionär freut es mich, so viele traditionsreiche Vereine wie Rot-Weiß Lüdenscheid, den SC Lüdenscheid oder die FSV Werdohl in einer Staffel zu haben – das macht die Arbeit natürlich spannender und bereichernder. Für mich gehören diese Teams allerdings mindestens in die Bezirksliga. Auch die starken Mannschaften aus Altena, Ennepe und Herscheid verleihen der Liga einen besonderen Stellenwert und machen die Betreuung dieser Staffel zu einer wirklich interessanten Aufgabe.
Die momentane Schwäche vieler Teams hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr abgezeichnet. Liegt das Versagen bei den Vereinen oder gibt es deiner Einschätzung nach andere Gründe?
Frank: Die Probleme des Fußballkreises Lüdenscheid haben viele Ursachen, die sich über die Jahre entwickelt haben. Der Amateurfußball hat nicht mehr den Stellenwert von früher – das liegt am veränderten Freizeitverhalten, am Image des Amateurfußballs, das durch Negativschlagzeilen leidet, und an mangelnder Vorbereitung. Heute ist es normal, dass Spieler während der Saisonvorbereitung in den Urlaub fahren oder am Wochenende fehlen, ohne zwingende Gründe. Das alles macht es den Vereinen schwer, konkurrenzfähig zu bleiben. Trotzdem wäre es zu einfach, die Schuld nur bei Einzelpersonen zu suchen.
Kommen wir zu deinem sonntäglichen Alltag: Was ist eigentlich dein Job, nachdem die Spiele in der Kreisliga A abgepfiffen wurden?
Frank: Am Sonntagnachmittag verfolge ich zuerst die Spiele im Liveticker des Märkischen Zeitungsverlags – eine großartige Sache, die auf den Sportplätzen sehr gut ankommt, denn der Ticker läuft praktisch auf jedem Handy. Abends nehme ich dann die Spielberichte unter die Lupe und arbeite sie gemäß den Vorgaben des Verbands nach. Dabei prüfe ich unter anderem, ob die Berichte pünktlich freigegeben wurden, ob Schiedsrichterassistenten korrekt eingetragen sind und ob die Ergebnismeldung fristgerecht erfolgte.
Besonderes Augenmerk lege ich auf Feldverweise und mögliche Vorkommnisse während der Spiele. Bei Unklarheiten nehme ich Rücksprache mit den Schiedsrichtern, da persönliche Gespräche oft wertvolle Einblicke für die Beurteilung des Strafmaßes liefern. Meine Bewertungen erfolgen dabei nach den Vorgaben der Rechts- und Verfahrensordnung.
In den Vorgaben der Rechts- und Verfahrensordnung steht also drinnen, welches Strafmaß festzulegen ist?
Frank: Ganz genau - für rohes Spiel, für Schiedsrichterbeleidigung und so weiter gibt es Vorgaben durch den Verband.
Gibt es momentan besondere Problembereiche?
Frank: In letzter Zeit häufen sich Vorfälle mit Pyrotechnik und groben Unsportlichkeiten gegenüber Schiedsrichtern, was ein großes Problem darstellt. Ein besonders schwerer Fall war kürzlich die Tätlichkeit eines Spielers, der nach einer gelben Karte den Ball mit voller Wucht auf den Schiedsrichter warf und ihn am Oberschenkel traf. Solche Fälle gebe ich konsequent an die Sportgerichtsbarkeit weiter, da ich eine einfache Spielstrafe von vier Spielen für deutlich zu mild halte und ich selbst nicht mehr als vier Spiele Strafe verhängen darf. Allerdings bedeuten diese Abgaben für mich auch immer zusätzlichen Arbeitsaufwand.
Auch auf das Feld verschlägt es dich immer wieder. Was bereitet dir am meisten Freude an der Schiedsrichterei?
Frank: Die Schiedsrichterei ist seit 33 Jahren meine Leidenschaft, und ich genieße es nach wie vor, auf den Sportplätzen unterwegs zu sein. Die regelmäßigen Schiedsrichter-Belehrungen sind für mich nicht nur eine Pflicht, sondern eine Freude – der Austausch mit Kollegen, das Lachen und die Gemeinschaft gehören für mich fest zu meinem Freizeitverhalten. Die Kreise Lüdenscheid, Hagen, Olpe und Siegen bleiben mir dabei in bester Erinnerung. Besonders schätze ich die sportlichen Diskussionen und Gespräche mit Spielern, Zuschauern und Funktionären.
Unvergesslich sind auch meine Einsätze als Schiedsrichterassistent, von den frühen Jahren mit Werner Herdes und Andreas Kleefeld bis zu den letzten 15 Jahren mit Stefan Mühl und Detlev Höke. Diese gemeinsamen Erlebnisse haben nicht nur auf dem Platz zusammengeschweißt, sondern auch darüber hinaus – sei es bei gemeinsamen Feiern oder dem Austausch über die Schiedsrichterei. Wenn der Anpfiff erklang, zählte für uns immer nur Leistung und ein guter Job. Keinen dieser Sonntage möchte ich missen.
Bleibst du unserem Fußballkreis noch lange erhalten? Hast du dir noch etwas vorgenommen?
Frank: Ich möchte dem Fußball und insbesondere dem Fußballkreis Lüdenscheid weiterhin treu bleiben, denn das Ehrenamt ist für mich von großer Bedeutung und in der heutigen Zeit unverzichtbar. Derzeit absolviere ich das Staffelleiter-Zertifikat beim Verband, was mir nicht nur großen Spaß macht, sondern auch durch den Austausch mit Dozenten und Teilnehmern aus anderen Kreisen bereichert wird.
Mit Leidenschaft übe ich Sonntag für Sonntag die Tätigkeit des Staffelleiters aus. Mein persönliches Ziel ist es, in naher Zukunft eine Staffel auf Verbandsebene zu übernehmen.
Die vielen Jahre als Staffelleiter und als Schiedsrichter sind natürlich nur möglich, wenn du die richtige Partnerin hast. Meine Ehefrau hat mich als Fußballer kennengelernt und kennt die Sonntage, wo sich alles nur um den Fußball dreht. Daher bin ich hier an dieser Stelle dankbar und möchte meiner Frau auch hier einmal herzlich danken. Ohne ihren Rückhalt wären diese vielen Jahre einfach nicht möglich gewesen.
Frank, besten Dank für das Interview!