Quelle: Benjamin Lüttel
Quelle: Benjamin Lüttel
Stella Pantidis ist eine engagierte Schiedsrichterin und Lehrwartin im Fußballkreis Lüdenscheid, die sich außerdem seit Jahren für den Mädchenfußball einsetzt. Trotz intensiver Bemühungen musste kürzlich ein geplanter Schiedsrichter-Anwärterlehrgang mangels Teilnehmer abgesagt werden – ein Rückschlag, der den akuten Schiedsrichtermangel verdeutlicht. Im Interview spricht sie über ihre Herausforderungen und ihre Pläne, den Fußball im Kreis weiterhin voranzubringen.
Du bist seit vielen Jahren Schiedsrichterin und seit einiger Zeit auch Lehrwartin bei uns im Fußballkreis. Was denkst du über die Einführung der Kapitäns-Regel uns des Stopp-Prinzips?
Stella: Ich sehe in der Einführung des Stopp-Prinzips Potenzial, um in hitzigen Situationen die Gemüter zu beruhigen. Es kann helfen, Ruhe auf dem Platz zu schaffen, aber es erfordert auch Fingerspitzengefühl – man darf es nicht zu oft einsetzen. Die Kapitäns-Regel finde ich super, da sie dabei hilft, Unruhe zu vermeiden und dem Schiedsrichter ermöglicht, sich aus brenzligen Situationen herauszuziehen. Trotzdem sollten wir Schiedsrichter darauf achten, dass Emotionen im Spiel in einem gewissen Maß weiterhin erlaubt bleiben.
Für die praktische Umsetzung der Regeln braucht es genügend Schiedsrichter*innen. Der für den September geplante Anwärterlehrgang musste jüngst abgesagt werden. Wie kam das zustande?
Stella: Es ist mir ein Rätsel, warum der Anwärterlehrgang abgesagt werden musste, da wir dieses Mal viel mehr Werbung gemacht haben – über die Zeitung, Instagram und die Vereine. Trotzdem hatten wir nur vier Anmeldungen. Besonders frustrierend finde ich das, weil wir einen Lehrgang verteilt über mehrere Wochen geplant hatten, was meiner Meinung nach besser ist als die Crashkurse an Wochenenden. Diese kurzen Lehrgänge packen einfach zu viel Stoff in zu wenig Zeit, und ich denke, das erschwert es, den Stoff zu verinnerlichen und die Prüfung erfolgreich zu bestehen. Die Voraussetzungen waren dieses Mal also besser.
Wie geht es nun weiter?
Stella: Der nächste Lehrgang soll im Januar stattfinden. Ich hoffe natürlich, dass wir dann mehr Teilnehmer haben und die vier, die sich jetzt angemeldet hatten, dann dabei sind. Wir brauchen dringend neue Schiedsrichter, die auch langfristig dabeibleiben. Denn wenn ich zurückblicke: Von den acht Schiedsrichtern, die beim letzten Lehrgang bestanden haben, sind schon wieder drei ausgestiegen. Wir müssen also dringend neue Kräfte finden, um den Schiedsrichterbedarf langfristig decken zu können.
Wie lief der Infoabend, den ihr im September erstmals angeboten habt?
Stella: Der Infoabend ist gut angekommen. Es gab viele Fragen von den Interessierten. Wir haben uns vorgestellt und die Rechte und Pflichten eines Schiedsrichters erklärt, was zu einem konstruktiven Austausch führte. An dem Abend haben wir sogar eine weitere Anmeldung bekommen. Wir hoffen, durch eine Wiederholung künftig noch mehr Menschen davon überzeugen zu können, Schiedsrichter zu werden.
Quelle: Eigenkreation
Du kümmerst dich um die Schiedsrichter-Ansetzungen bei den C- und D-Junioren sowie den B-Juniorinnen. Welche Gedanken machst du dir vorab bei den Ansetzungen, insbesondere hinsichtlich deiner Funktion als Ausbilderin der Jungschiedsrichter*innen?
Stella: Da ich viele der Jungschiedsrichter selbst ausgebildet habe, kenne ich ihre Stärken und Schwächen gut. Bei den Ansetzungen achte ich darauf, dass sie Spiele bekommen, die sie gut bewältigen können, um ihnen den Einstieg zu erleichtern und Spaß an der Sache zu vermitteln. Es ist wichtig, dass sie Selbstvertrauen aufbauen, ohne zu früh mit schwierigen Spielen überfordert zu werden. Außerdem muss ich jedes Wochenende abwägen, wie viele Schiedsrichter zur Verfügung stehen, was gerade im Herbst und Winter durch Krankheiten und Ferien zu einer Herausforderung wird.
Du förderst den Fußball nicht nur in den Reihen der Schiedsrichter, sondern auch als Koordinatorin im Mädchenfußball. Was genau ist deine Aufgabe hier?
Stella: Als Koordinatorin für den Mädchenfußball im Kreisjugendausschuss bin ich Ansprechpartnerin für Vereine, die bereits eine Mädchenabteilung haben oder eine aufbauen möchten. Ich unterstütze mit Rat und stehe im engen Austausch mit dem Verband, um Informationen und Ideen zur Förderung des Mädchenfußballs zu sammeln. Es ist oft schwieriger, Mädchen langfristig am Fußball zu halten. Trotzdem ist es mir in den letzten zweieinhalb Jahren gelungen, eine Kreisauswahl aufzubauen, und erfreulicherweise wurden schon zwei Spielerinnen für die Westfalenauswahl gesichtet und nehmen mittlerweile am Stützpunkt-Training teil.
Mein Ziel ist es, den Mädchenfußball im Kreis Lüdenscheid weiter auszubauen, auch wenn es jedes Jahr schwieriger wird. Eine eigene Liga zu schaffen, bleibt eine große Herausforderung, da uns die Masse an Spielerinnen fehlt und viele Vereine zögern, eine Mädchenabteilung zu gründen. Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass es im Mädchenfußball jemanden braucht, der sich intensiv um die Mädchen kümmert. Fehlt dieser Kümmerer im Verein, scheitert das Projekt oft schon am Anfang. Das ist schade, denn der Mädchenfußball erfordert mehr Einsatz als der Jungenfußball, bietet aber auch viel Potenzial.
Das hast du hautnah miterlebt. Du spielst selbst Fußball, richtig?
Stella: Ich habe beim SC Lüdenscheid von der F-Jugend bis zu den Damen gespielt und war dem Verein lange treu. Doch als unsere Trainerin, die eine echte Kümmererin war, aufhörte, gab es keinen Nachfolger. Obwohl wir als Mädchenabteilung erfolgreich waren und Titel gewonnen haben, konnte der Verein das ohne sie nicht mehr stemmen. Von einer Saison auf die nächste wurde die gesamte Mädchenabteilung geschlossen, und die Spielerinnen verteilten sich auf andere Vereine. Kurz darauf musste auch die Damenmannschaft schließen, weil es keinen Nachwuchs mehr gab. Das war ein herber Rückschlag für den Mädchenfußball im Kreis.
Ich selbst spiele nach wie vor Fußball und bin Torfrau mit Leib und Seele. Aktuell bin ich beim SV Eintracht Hohkeppel im Kreis Berg aktiv, wo wir in der Landesliga spielen. Unser Ziel ist es, in dieser Saison den Aufstieg in die Mittelrheinliga zu schaffen.
Quelle: TuS Ennepe
Wie planst du deine Zukunft?
Stella: Für die Wahlen 2025 im Kreisjugendausschuss werde ich mich auf jeden Fall wieder zur Wahl stellen. Ob ich gewählt werde, liegt natürlich bei den Vereinen. Ob ich weiterhin als Lehrwartin tätig sein darf, entscheidet Christian Liedtke, der Vorsitzende unseres Kreisschiedsrichterausschusses. Ich hoffe darauf, weitermachen zu dürfen, denn es macht mir großen Spaß, die Schulungsabende zu leiten und die Jugend zu fördern. Auf jeden Fall bleibe ich dem Kreis Lüdenscheid treu und werde alles tun, um den Fußball hier weiter voranzubringen.
Stella, besten Dank für das Interview!